Einige haben es vielleicht via Facebook bereits mitbekommen – vor kurzem war ich auf einer wunderschönen, aber immer noch häufig unterschätzten Insel: Mallorca. Ok, der Ruf der Baleareninsel ist über die letzten Jahre schon etwas besser geworden. Es hat sich langsam rumgesprochen, dass Mallorca mehr ist als Ballermann und Sangría-Eimer, sondern dass die Insel auch für alle, die Natur, Kultur oder gutes Essen mögen, einiges zu bieten hat. Während ich vor ein paar Jahren, als ich zum ersten Mal nach Mallorca reiste, noch entsetzte Blicke erntete, verbunden mit der Frage „Was willst DU denn auf Mallorca?“, waren die Reaktionen dieses Mal eher „Hm stimmt, Mallorca, das soll ja voll schön sein, müsste man vielleicht auch mal hin…“. Damit ihr nun von „Da müsste ich auch mal hin“ zu „Ich buche möglichst schnell einen Flug“ kommt, habe ich euch einen Travelguide mitgebracht, in dem ich euch einige besonders schöne Facetten der Insel vorstelle 🙂
Mallorca lohnt sich auch als Reiseziel für einen Kurztrip
Was für viele außerdem anscheinend noch ein ungewöhnlicher Gedanke ist: Es müssen nicht immer zwei Wochen unter spanischer Sonne sein – Mallorca lohnt sich auch als Kurztrip! Warum muss ein Kurztrip denn immer eine klassische Städtereise sein, wenn man in gerade mal zwei Flugstunden auch Berge, Meer, tolle Buchten und Strände, kleine Dörfer und größere Städte haben kann – und zwar alles auf einer Insel? Wir haben dieses Mal drei volle Tage auf Mallorca verbracht, waren inklusive An- und Abreise also fünf Tage unterwegs. Das reicht natürlich nicht, um ALLES zu sehen (aber kann man das je?), aber man kann doch einen guten Eindruck bekommen und ein wenig Entspannung und Sonne tanken. Daher sage ich ganz klar: JA zum Kurztrip nach Mallorca! 🙂
Hinkommen, Unterkommen, Rumkommen
Die Frage, wie man am besten nach Mallorca kommt, lässt sich relativ leicht beantworten, denn es gibt eigentlich von fast jedem deutschen Flughafen aus regelmäßig Flüge nach Palma de Mallorca – die Destination ist ja auch einfach DER deutsche Reise-Klassiker. Für alle, die die Insel individuell kennenlernen wollen, empfiehlt es sich auf jeden Fall, einen Mietwagen zu nehmen, denn so kommt ihr auch in die urigen Bergdörfer und zu kleinen, versteckten Buchten. Dabei solltet ihr darauf achten, dass das Auto möglichst klein dimensioniert, aber dennoch recht leistungsfähig ist, da ihr euch auf den Serpentinen in der Serra de Tramuntana sonst ziemlich quälen werdet. Ausführlichere Infos zu Anreise und Mietwagen auf Mallorca findet ihr in diesem etwas älteren, aber dennoch aktuellen Artikel auf dem Blog meines Freunds.
Noch ein paar Worte zu unserer Unterkunft, denn diese fanden wir wirklich perfekt. Wir haben dieses Mal via AirBnB diese hübsche kleine Finca in Pollença im Norden der Insel direkt am Fuß der Berge gebucht. Das kleine, innen ganz modern gestaltete Häuschen für zwei Personen liegt ganz ruhig auf einem großen Grundstück zwischen Oliven- und Zitronenbäumen. Genug Platz zum Draußensitzen und -liegen hatten wir (auch ein schönes Plätzchen, um meine neue Reise-Yogamatte auszurollen, habe ich gefunden), und ringsherum herrschte herrliche Ruhe – man hörte ab und zu mal einen Hahn krähen, sonst nichts… Wer Mallorca in erster Linie mit Massentourismus verbindet, wird kaum glauben, dass eine solche Ruhe auf der Insel möglich ist. Die Unterkunft ist perfekt für alle, die es eher in die Natur zieht, die Berge und kurvige Straßen mögen, mit einem Mietwagen unterwegs sind und die kleine, idyllische Buchten einem breiten Sandstrand vorziehen. Wenn ihr reine Badeurlauber seid und/oder keinen Mietwagen nehmen wollt, würde ich unsere Finca hingegen nicht empfehlen.
Versteckte, idyllische Buchten: Sa Calobra und Cala Tuent
Mit das Beste an Mallorca sind meiner Meinung nach die vielen kleinen, idyllischen, teils ziemlich abgelegenen und versteckten Buchten, die sich vor allem im Norden und Westen der Insel befinden. Zwei davon sind Sa Calobra und Cala Tuent. Die beiden kleinen Fischerdörfer erreicht man aus nord-östlicher Richtung von Pollença oder aus südlicher Richtung von Sollér aus über eine extrem kurvige, steile, wirklich spektakuläre Serpentinenstraße. Man sollte schon ein recht geübter Autofahrer sein, um den sehenswerten Weg dorthin wirklich genießen zu können und nicht völlig gestresst anzukommen 😉 Einige Kilometer vor dem Ziel gabelt sich die Straße noch einmal und führt rechts nach Sa Calobra und links nach Cala Tuent.
Sa Calobra ist auf den ersten Blick nur ein kleines Fischerdorf und zwar ganz hübsch anzusehen – der wahre Reiz erschließt sich jedoch erst, wenn ihr am Ende des Dorfes durch den kleinen Felstunnel zur Mündung des Torrent de Paréis lauft. Hier seid ihr dann in einer wirklich malerischen Bucht, habt rings um euch herum hohe Felswände und direkt vor euch das Meer. Je nach Jahreszeit mündet hier der Torrent de Paréis mal als kleiner oder größerer Fluss ins Mittelmeer, mal ist er zur Mündung hin aber auch komplett ausgetrocknet. Zugegeben, Sa Calobra ist mittlerweile kein absoluter Geheimtipp mehr – gerade, nachdem mehrere Filme (u.a. die Anfangszenen von Cloud Atlas) hier gedreht wurden, haben die Besucherströme in der Bucht zugenommen. Dennoch ist es ein wunderschöner und fast magischer Ort, den sich Mallorca-Besucher meiner Meinung nach nicht entgehen lassen sollten. Besonders schön ist es, dort zur Sonnenuntergangszeit ein Picknick zu machen – dann sind auch viele Tagestouristen schon weg – und anschließend zu warten, bis es dunkel wird. Aufgrund der großen Entfernung zu größeren Städten ist der Sternenhimmel hier wirklich atemberaubend! Einziger Nachteil: Ihr müsst anschließend im Dunkeln die Serpentine wieder hoch 😉
Etwas weniger bekannt, aber zugegeben auch ein kleines bisschen weniger schön als Sa Calobra ist die nahegelegene Bucht von Cala Tuent. Die Bucht ist etwas größer als Sa Calobra und nicht ganz so eng von Felswänden umzingelt. Der Strand ist ziemlich steinig, wenn man eine bequeme Decke dabei hat, lässt es sich dort aber gut liegen. Der Vorteil von Cala Tuent ist, dass die Bucht von Touristen oft sprichwörtlich auf dem Weg nach Sa Calobra „links liegen gelassen“ wird, so dass es hier selbst tagsüber und während der Saison ziemlich ruhig ist und nur vereinzelte Grüppchen von Besuchern am Strand zu finden sind. Wer eine nette Bucht sucht, an der man auf dem Weg durch die Berge mal für ein bis zwei Stündchen gut entspannen kann, ist mit Cala Tuent also gut beraten.
Felsige, spektakuläre Küstenlinie: Cap de Formentor
Das Cap de Formentor ist eine felsige, schmale Halbinsel, die sich ganz im Nordosten von Mallorca weit ins Mittelmeer streckt. Eine kurvige, ebenfalls sehr spektakuläre Straße führt bis an die Spitze der Halbinsel, wo sich ein kleiner Parkplatz am Leuchtturm befindet. Auch diese Fahrt empfehle ich eher für geübte Autofahrer und nicht tagsüber in der Hochsaison, da es dann schwer wird, einen Parkplatz zu finden. Besonders schön ist es am Cap meiner Meinung nach sowieso zur Sonnenuntergangszeit, wenn die Sonne rötlich im Meer versinkt und dabei die Felswände in dieses herrliche, mediterrane Abendlicht taucht, von dem ich kaum genug kriegen kann. Aber seht selbst…
Charmante Städtchen im Gebirge: Sollér und Deia
So schön die Berge und Buchten im Norden und Westen der Insel sind – auch die kleinen, malerischen Orte sind nicht zu verachten! Wir haben uns dieses Mal dafür entschieden, Sollér und Deia zu besichtigen. Sollér platzte während unseres Besuchs fast aus allen Nähten – denn es war Stadtfest! Zwar gestaltete sich die Parkplatzsuche dadurch etwas langwieriger, die lebendige Atmosphäre in der Stadt wog das aber doppelt und dreifach wieder auf. Schnell hatten wir uns vom Strom der Menschen mitreißen lassen zur zentralen Plaça de Constituçio, wo das Epizentrum des Festes lag. Auf einer Bühne vor der Kathedrale spielte eine Band traditionelle spanische Rhythmen und Flamenco-Musik, während die Bewohner zeigten, dass sie sprichwörtlich den Rhythmus im Blut haben. Jung und Alt waren bereits am Nachmittag am Tanzen oder musizierten mit Kastagnetten einfach mit. Ein schönes Treiben, dem wir gern eine Weile zugesehen haben!
Auch außerhalb des Stadtfestes lohnt sich der Besuch in Sollér, zum Beispiel um sich die beeindruckende Kathedrale an der Plaça de Constituçio anzusehen, einfach ein bisschen durch die kleinen Gässchen zu schlendern und in einem gemütlichen Café etwas zu trinken. Ein weiterer sehenswerter Aspekt von Sollér ist der sogenannte „Orangen-Express“, eine alte Straßenbahn, die auf einer Trasse mitten durch die Orangenhaine hindurch Sollér mit dem direkt am Meer gelegenen Ortsteil Port de Sollér verbindet. Wir sind zwar nicht mit der historischen Bahn gefahren, konnten aber immerhin ein Foto erhaschen 😉 So oder so lohnt aber auch die Fahrt nach Port de Sollér, ob nun mit dem Orangen-Express oder dem Auto, denn an der großen Bucht mit ihrer langen Strandpromenade finden sich zahlreiche gute Restaurants – mehr dazu gibt es bald in meinem Restaurant- und Foodguide zu Mallorca…
Nach dem Besuch von Sollér führte uns die Fahrt weiter nach Deia, einem idyllisch auf einem Hügel gelegenen, kleinen Künstlerdorf mitten in den Bergen der Serra de Tramuntana. Der Weg bergauf durch die von alten Steinhäusern gesäumten Gässchen ist sehr hübsch. Ganz auf der Spitze des Hügels befinden sich eine Kirche und ein kleiner, sehr sehenswerter Friedhof, von dem aus man eine tolle Aussicht hinunter zum Meer hat. Da wir bereits recht spät am Tag (gegen 19 Uhr) in Deia ankamen, war in dem Ort jedoch bereits die abendliche Ruhe eingekehrt und wir waren mit unserem Bummel doch recht schnell durch, da es im Ortskern keinerlei geöffnete Geschäfte oder Cafés gab, bei denen man sich hätte aufhalten können. Das Leben spielte sich jetzt einzig und allein in den Restaurants ab, die die Hauptverkehrsstraße am Fuß des Hügels säumen. Das kann zu einer anderen Tageszeit jedoch anders sein und auch so hat uns unser kleiner Spaziergang sehr gut gefallen.
Feinster, langer Sandstrand: Es Trenc
Zum Abschluss habe ich noch einen Tipp für alle Strandliebhaber, die es lieber feinsandig statt felsig mögen: Im Südosten von Mallorca befindet sich der ca. sechs Kilometer lange, feine Sandstrand Es Trenc! Der Strand ist ein Naturreservat, so dass er nahezu unverbaut ist, es befinden sich keine großen Hotels und nur wenige Restaurants in den Dünen hinter dem Strand. Es Trenc ist also auf jeden Fall für all jene zu empfehlen, die einen klassischen Strand zum Baden den felsigen Buchten vorziehen, die es aber trotzdem ganz gern etwas ruhiger haben und keine Sangría-Eimer in ihrer Nähe sehen wollen 😉 Für uns waren ein paar entspannte Stunden am Es Trenc auf jeden Fall genau der richtige Abschluss für unseren Mallorca-Kurzurlaub…
Ich hoffe, mit diesem kleinen Travelguide konnte ich euch einen Eindruck davon vermitteln, was für schöne Ecken Mallorca zu bieten hat. Schaut euch die Insel doch ruhig einmal an, und sei es erst einmal nur für einen Kurztrip! In Kürze folgt dann noch ein Artikel mit Restaurant-Empfehlungen und kulinarischen Tipps zu Mallorca – bis bald!
*Alle Empfehlungen in diesem Beitrag beruhen auf unseren Reiseerfahrungen und meiner persönlichen Meinung und sind nicht mit den Unterkünften, Restaurants, Sehenswürdigkeiten etc. abgesprochen, von ihnen beeinflusst oder gesponsert worden.