Wer mir auf Instagram (@sugarandspice_foodblog) folgt, der hat es schon mitbekommen: Unser Urlaub war dieses Jahr in jedweder Hinsicht eine Nummer größer – länger, weiter weg und mit einer Vielzahl von Eindrücken gespickt, die ich immer noch verarbeiten muss. Wir haben uns einen lang gehegten Traum erfüllt und sind knapp vier Wochen lang durch Nordamerika gefahren. Dabei war unser großer Trip zweigeteilt: Die ersten zwei Wochen haben wir in der Osthälfte Kanadas verbracht und sind von Toronto aus an die Atlantikküste gereist, um anschließend dort in den Flieger nach Los Angeles zu steigen und noch knapp zwei Wochen durch Kalifornien zu cruisen. Mitgebracht haben wir zwar nahezu keinerlei Mitbringsel (der eine Koffer, in den alles für vier Wochen passen musste, war einfach zu voll), dafür aber natürlich Tausende Fotos und viele Geschichten, die in den nächsten Wochen und Monaten hier auf dem Blog erzählt werden sollen. Den Anfang macht heute der Bericht zum Auftakt unserer Reise, den drei Tage in der kanadischen Provinz Ontario bildeten – zwei davon haben wir in Toronto sowie einen an den Niagarafällen verbracht.
Toronto: Mehr als nur ein Logistik-Zwischenstopp
Zugegeben: Unser Weg führte uns zunächst einmal vor allem deshalb nach Toronto, weil es im Gegensatz zu vielen anderen kanadischen Zielen von Deutschland aus problemlos per Direktflug erreichbar ist, in unserem Fall mit Lufthansa ab München. Unsere Hauptbeweggründe dafür, nach Kanada zu reisen, waren andere und so hatten wir an unsere zwei Tage in Toronto gar nicht so viele Erwartungen, sondern wollten einfach entspannt in unsere Reise starten, bevor die langen Fahrtetappen anstanden. Die Meinungen, die wir im Vorfeld über Toronto hörten, reichten von “Joah, ist ganz nett, wenn man auf der Durchreise ist, aber ein Tag reicht auch” bis hin zu “Mega-coole Stadt!”. Vorab sei bereits gesagt: Wir schließen uns letzterem an und fanden Toronto super 🙂 Gelesen hatte ich zudem, die Stadt wäre “wie New York, das von Schweizern betrieben wird”. Und es stimmt auch tatsächlich, dass in Toronto alles in sehr viel geordneteren Bahnen läuft als in der amerikanischen Metropole. Mich haben jedoch das lässig-entspannte Flair und die freundlichen, weltoffenen Einwohner eher an skandinavische Großstädte wie Stockholm erinnert – auch wenn das Stadtbild natürlich ein ganz anderes ist.
Unser Apartment in Toronto befand sich in Top-Lage im 34. Stock eines Hochhauses in einem neugebauten, direkt an Downtown angrenzenden Stadtviertel am Fort York Boulevard, nur wenige Gehminuten vom Ufer des Lake Ontario entfernt. Der Blick auf die Skyline mit ihrem Wahrzeichen, dem CN Tower, war wirklich atemberaubend. Während ich es in solchen Hochhäusern bisher eher so kannte, dass man nicht mal ein Fenster öffnen kann, konnte man hier sogar mehr als das – nämlich einfach mal mir nichts dir nichts in 150 Metern Höhe nach draußen auf den Balkon treten …!
Ich als Höhenangst-Kandidatin musste mich da erst mal langsam vortasten, aber schließlich habe auch ich es geschafft, mich (mehr oder weniger) gemütlich draußen hinzusetzen und die Skyline zu betrachten. Bis auf den Ausblick waren wir jedoch leider nicht besonders zufrieden mit dem Apartment, da es deutlich angeschrabbelter und in die Jahre gekommener war als auf den AirBnB-Fotos ersichtlich und auch die Sauberkeit stellenweise sehr zu wünschen übrig ließ. Daher spreche ich hier keine Empfehlung aus.
Skyline trifft Seeblick: Torontos Harbourfront
Toronto empfing uns mit bestem Spätsommerwetter: 28 Grad und strahlender Sonnenschein lockten uns jetlag-bedingt relativ zeitig nach draußen, und passend zum tollen Wetter haben wir uns als erstes direkt ans Wasser begeben. In nur ca. fünf Minuten erreichte man von unserem Apartment aus das Ufer des Lake Ontario und konnte dann herrlich am Wasser entlang in Richtung Downtown spazieren. Dabei haben wir jedoch viele Schlenker unternommen und sind immer wieder auf Piers ganz nach vorn gelaufen, um einen noch besseren Ausblick auf die Skyline der Stadt einerseits und die vorgelagerten Toronto Islands andererseits zu erhaschen.
Die Harbourfront von Toronto vermittelte ein völlig entspanntes Lebensgefühl: Überall Menschen, die Sport machen, sich mit Freunden treffen, einen Kaffee trinken, lesen oder einfach nur die Sonne genießen. Hier fällt es leicht, einfach ein paar Stunden mit entspanntem Bummeln zu verbringen, sich treiben zu lassen und einen ersten positiven Eindruck von der Stadt zu gewinnen. Gleichzeitig wurde uns auch zum ersten Mal nach dem doch recht anstrengenden Vortag klar, dass wir jetzt tatsächlich angekommen sind, in Kanada, in Toronto – und dass es hier ein riesiges Land gibt, das entdeckt werden will, und wir haben ein Auto und mehrere Wochen Zeit. Ein irres Gefühl! Wenn auch ihr nach Toronto kommt – vielleicht ja ebenfalls zum Auftakt eines Roadtrips – können wir euch einen Bummel entlang der Harbourfront nur empfehlen.
Historie & gutes Essen: Das Viertel um den St. Lawrence Market
Entlang der Harbourfront haben wir ganz gut Strecke gemacht und sind östlich der Wolkenkratzer von Downtown im Viertel um den St. Lawrence Market angekommen. Hier in Old Toronto dominieren tatsächlich nicht die glitzernden Fassaden aus Stahl und Glas, sondern niedrige Backsteingebäude, die sich in schmalen Sträßchen drängen, in denen die Anzahl von Pubs und anderen gemütlich wirkenden Kneipen recht hoch ist.
Auch mehrere Kirchen in Backsteinarchitektur gibt es hier zu sehen – sowie ein weiteres großes Gebäude aus rötlichem Stein, das unser Ziel ist: Der St. Lawrence Market, die große Markthalle von Toronto.
Wie auch in vielen anderen Markthallen gibt es hier eine Obst- und Gemüsestraße, eine Fleisch- und Fischstraße, eine Käsestraße sowie eine mit Gebäck, Gewürzen, Nüssen & Co. Besonders die Fleisch- und Fischspezialitäten sind exquisit und typisch kanadisch – man kann z. B. Elch- und Bisonfleisch oder Königskrabbenbeine kaufen. Alles sieht super-frisch aus und ist von Top-Qualität.
An den Rändern der Halle im Erdgeschoss befinden sich auch einige Imbissstände mit typisch kanadischen Speisen, zudem hat man im Untergeschoss die Möglichkeit, verschiedene asiatische, orientalische oder osteuropäische Küchen auszuprobieren. Wir jedoch sind heiß auf Seafood und kehren daher bei Buster’s Sea Cove ein, wo es allerhand fischiges Streetfood wie Lobster-Sandwiches, unterschiedliche Fisch-Burger, Fish & Chips, frittierte Meeresfrüchte etc. gibt. Unsere Wahl fällt auf das Crab Cake Sandwich – gegrilltes flaches Weißbrot mit frittierten Krebsfleisch-Frikadellen, Salat, Tomaten und Cocktailsauce. Sehr lecker, aber auch unglaublich mächtig!
All the way up: Der CN-Tower
Das Crab Cake Sandwich verdauen wir bei einem Spaziergang quer durch Downtown, der uns zum Wahrzeichen von Toronto und gleichzeitig zum höchsten Gebäude Kanadas führt: dem CN Tower. Der 553 Meter hohe Turm war bis 2009 der höchste Fernsehturm sowie bis 2007 das höchste freistehende, nicht abgespannte Bauwerk der Welt. Trotzdem der Tower in den letzten Jahren im Ranking der Superlative durch die Bautätigkeiten im Nahen und Fernen Osten einiges an Boden verloren hat, bleibt er der markanteste Orientierungspunkt in Toronto und bietet selbstverständlich einen spektakulären Ausblick – von den Aussichtsdecks in immerhin noch knapp 350 Metern Höhe oder aber, wenn man rechtzeitig bucht und absolut schwindelfrei ist, auch vom Skypod in 447 Metern Höhe oder vom Edge Walk, bei dem man im Freien, mit einem Kletterseil gesichert, einmal das Dach der Aussichtsplattform umrunden kann …
So mutig oder so verrückt – je nach Auslegung – sind wir nicht, sondern begnügen uns mit dem Besuch der “normalen” Aussichtsplattformen. Tickets hatten wir vorab online gekauft, aufgrund der geringen Wartezeiten bei unserem Besuch wäre das aber nicht nötig gewesen. Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang begeben wir uns zum Glasboden-Fahrstuhl, der uns in knapp einer Minute auf das zentrale Aussichtsdeck bringt. Dabei handelt es sich um eine rundum verglaste Indoor-Aussichtsplattform, die gut besucht, aber nicht überfüllt ist. Ein Stockwerk darunter gibt es noch einen Glasboden-Bereich mit freiem Blick in 350 Meter Tiefe sowie eine Outdoor-Aussichtsplattform, die jedoch aufgrund des recht engmaschigen Gitters nicht besonders gut zum Fotografieren geeignet ist. Besser fotografieren lässt es sich von der Indoor-Plattform aus, auf der glücklicherweise bei Dunkelheit in vielen Bereichen nur das Nötigste beleuchtet ist.
Der Ausblick vom CN Tower ist natürlich super, wenn auch weniger beeindruckend, als man es von diversen Bauwerken in New York gewohnt ist, denn die Architektur in Downtown Toronto ist relativ gleichförmig. Zwar gibt es viele Hochhäuser, doch kaum eines sticht wirklich individuell hervor – ohne den CN Tower fehlt der Skyline etwas Markantes. Nichtsdestotrotz ist die Aussicht sehr sehenswert, gerade auch auf den riesigen Lake Ontario und die Toronto Islands. Wie bei den meisten Aussichtspunkten empfiehlt es sich, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang zu kommen und so alle Lichtverhältnisse von Tag bis Nacht mitzunehmen.
Das etwas andere Toronto: Ein Abend in Chinatown
Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Toronto-Aufenthalts recht viel zwischen den glitzernden Wolkenkratzern von Downtown bewegt hatten, wollten wir noch was anderes sehen – und außerdem hatten wir große Lust auf asiatisches Essen! Was lag also näher, als Chinatown, das es selbstverständlich auch in Toronto gibt, zu besuchen?
Das lebendige und abwechslungsreiche Viertel erstreckt sich nördlich von Downtown beiderseits der Spadina Avenue, in etwa von der Höhe Dundas Street bis zur College Street. Hier gibt es jede Menge asiatische Supermärkte, Straßenmärkte, kleine Krimskrams-Läden und es tobt das pralle und bunte Leben. Die Straßen sind gesäumt von asiatischen Restaurants – entgegen des Namens der Gegend kann man hier nicht nur chinesisch essen, sondern auch japanisch, koreanisch, vietnamesisch … es sind eigentlich alle Küchen Süd- und Ostasiens sowie alle beliebten Spezialitäten von Sushi bis Ramen vertreten. Es macht einfach Spaß, hier durch die Straßen zu schlendern, zu schauen, zu staunen und das im Vergleich zu Downtown völlig andere Stadtbild zu genießen.
Aber natürlich sind wir nicht nur zum Schauen und Staunen gekommen, sondern auch zum Essen! Aus irgendeinem Grund musste ich nachmittags an chinesische Dumplings (kleine gefüllte Teigtaschen) denken, die ich bis dahin noch nie probiert hatte, aber unbedingt einmal versuchen wollte. Also wurde fix der beste Spot fürs Dumplings-Essen in Toronto recherchiert und wenig später befanden wir uns in der Schlange vor Mother’s Dumplings, einem Restaurant ganz am nördlichen Ende von Chinatown. Nach kurzer Wartezeit bekamen wir einen Tisch in dem lauten, wuseligen Restaurant mit offener Garküche. Eine Kanne grüner Tee und die Speisekarte, die unzählige Variationen von Dumplings – gekocht, gedämpft, gebraten, frittiert und mit zig unterschiedlichen Füllungen – auflistet, kamen ebenfalls schnell herbei. Wir entschieden uns zur Vorspeise für eine süß-sauer-scharfe Suppe sowie Stir-fried Eggplant – im Wok gebratene Aubergine mit Knoblauch, Ingwer, Chili, einer dicklichen Sojasauce und jeder Menge Gewürzen, die super-lecker war.
Anschließend kamen unsere Dumplings auf den Tisch – einmal in der gedämpften Variante mit Shrimps, Ei und Schnittlauch gefüllt sowie einmal knusprig gebraten mit Schweinehackfleisch und Pak Choi. Beide Sorten haben uns gut geschmeckt, aber die größten Fans chinesischer Dumplings werden wir wohl vorerst noch nicht. Nichtsdestotrotz können wir Mother’s Dumplings uneingeschränkt empfehlen, der Besuch ist wirklich ein Erlebnis!
On the Road: Auf zu den Niagarafällen
Mit diesem kulinarischen Erlebnis endete unser Besuch in Toronto. Am nächsten Tag sind wir aus unserem Apartment ausgecheckt, haben den Mietwagen aus der Tiefgarage geholt und uns aufgemacht zum ersten Zwischenziel unseres Roadtrips – und gleichzeitig der meistbesuchten Sehenswürdigkeit ganz Kanadas: den Niagarafällen! Ich hatte die Fälle bereits einmal als Kind mit meinen Eltern besucht, für meinen Freund war es der erste Besuch. Bis wir jedoch endlich die Fälle bewundern konnten, mussten wir uns erst einmal durch den extrem dichten Wochenendverkehr von Toronto nach Niagara Falls kämpfen und haben für die 120 Kilometer über drei Stunden gebraucht … An den Fällen selbst war dann aber verkehrstechnisch alles ganz entspannt, denn es gibt jede Menge große Parkplätze, etwa das Niagara Parking Lot am Niagara Parkway direkt oberhalb der kanadischen Fälle.
Wieso kanadische Fälle? Durch den Niagara River verläuft die Grenze zwischen Kanada und den USA und es gibt zwei Wasserfälle – die besonders imposanten halbrunden Hufeisen-Fälle auf der kanadischen Seite sowie die etwas höheren, aber wesentlich weniger breiten und daher etwas unspektakuläreren US-amerikanischen Fälle. Wir haben uns nur auf der kanadischen Seite aufgehalten, da wir uns bei unserem Tagesausflug nicht mit der Einreise in die USA und den damit verbundenen Wartezeiten aufhalten wollten.
Zu sehen sind aber beide Wasserfälle von der kanadischen Seite aus sehr gut, und das nicht nur wegen der räumlichen Nähe: Wir haben perfektes Wetter erwischt, spätsommerlich warm, sonnig, blauer Himmel … Dadurch war auch der charakteristische Regenbogen über dem Niagara River super zu sehen. Das ist leider nicht selbstverständlich, denn an den Niagarafällen herrscht oft graues, diesiges Wetter – wir hatten also großes Glück!
Beeindruckende Wassermassen: Die Fälle hautnah
Vom Parkplatz aus ging es für uns direkt ans Ufer des Niagara River, noch einige hundert Meter von den kanadischen Fällen entfernt. Auch hier ist der Fluss bereits sehr breit, es herrscht starke Strömung und aus der Entfernung nimmt man ein Rauschen war sowie Gischt, die unablässig in die Höhe spritzt.
Je näher man den Fällen kommt, desto lauter wird das Tosen und dann ist es plötzlich so weit: Man steht direkt oberhalb der Kante, über die die Wassermassen 50 Meter in die Tiefe stürzen – auch beim zweiten Besuch ein absolut beeindruckendes, gigantisches Erlebnis!
Wir können uns an den in der Sonne glitzernden Fällen und dem Regenbogen, der den Fluss überspannt, kaum satt sehen, verbringen viel Zeit an den Aussichtspunkten und machen wahrscheinlich Hunderte Fotos …
Dann ist es aber Zeit für etwas mehr Action! Denn man kann den Fällen auch noch auf andere Art und Weise nahe kommen, etwa im Rahmen einer Bootstour. Von der kanadischen Seite aus bietet der Anbieter Hornblower Cruises ca. 25-minütige Touren an, die direkt in die Mitte des Hufeisen-Falls, nur ca. 10 bis 15 Meter von den herunterstürzenden Wassermassen entfernt, führen.
Ein beeindruckendes Erlebnis, bei dem viel Spaß garantiert ist – bei dem man aber keinen empfindlichen Magen haben und nicht wasserscheu sein sollte 😉 Die Regencapes, die man vorab erhält und auch nach der Tour mitnehmen kann, halten jedenfalls nur das Gröbste ab – aber gerade an einem warmen Tag wie unserem kam eine solche Erfrischung gerade recht.
Natürlich hätte es neben dem Besuch des Aussichtspunkts und der Bootstour noch so viel anderes gegeben, was man an den Niagarafällen machen kann – von der Wanderung hinter den Wasserfällen entlang (Journey behind the Falls) über einen Spaziergang auf dem White Water Walk bis hin zum Zip-Lining.
Für uns jedoch hieß es am späten Nachmittag Abschied nehmen und Strecke machen zum nächsten Ziel. Das aber ist ein Thema für den nächsten Artikel meiner Roadtrip-Serie 🙂
*Alle Empfehlungen in diesem Beitrag beruhen auf meinen Reiseerfahrungen und meiner persönlichen Meinung und sind nicht mit den Unterkünften, Restaurants, Sehenswürdigkeiten etc. abgesprochen, von ihnen beeinflusst oder gesponsert worden.
Kommentare
Birgit
Einfach toll!
Kirsten
antwortet Birgit
Vielen Dank :-)