Es hat sich mittlerweile die kleine Tradition etabliert, dass wir den Jahreswechsel nicht zuhause verbringen, sondern uns auf eine Reise begeben – für uns einfach die schönste Art und Weise, ins neue Jahr zu starten. Über Silvester 2016/17 sind wir in die französische Hauptstadt Paris gereist – für mich in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Denn im Jahr 2007 (unglaublich, wie lange das schon wieder her ist!) habe ich im Rahmen meines Studiums 7 Monate in der schönen Stadt an der Seine verbracht und seitdem ich damals das erste Mal über die eleganten Boulevards und durch die engen Gässchen von Montmartre gebummelt bin, seit ich in mein erstes Croissant gebissen und die Kruste meiner ersten Crème brûlée geknackt habe, bin ich dem Flair von Paris absolut verfallen.
Völlig klar, dass ich seitdem in regelmäßigen Abständen, ca. alle zwei Jahre etwa, zurückgekehrt bin, um mein Herz mit neuen Erinnerungen, meinen Kleiderschrank mit französischer Mode und meine Küchenschränke mit Pariser Leckereien zu füllen. Dieses Mal war die Reise für mich aber auch insofern besonders, als dass ich das erste Mal zusammen mit meinem Freund nach Paris gereist bin und er vorher noch nie in der Stadt der Liebe war. Während ich sonst bei meinen Paris-Besuchen eher auf Insider-Pfaden wandle, stand dieses Mal tatsächlich das Touristen-Einsteiger-Programm auf dem Plan. Was auch schön war, denn so konnte ich Paris noch mal ein bisschen aus der Perspektive sehen, aus der auch ich es vor 10 Jahren kennengelernt habe. Da es auf dem Blog bisher noch gar keine Artikel über Paris gibt (als ich das letzte Mal da war, habe ich noch keine Reise-Artikel geschrieben), habe ich euch nun einige Impressionen aus Paris mitgebracht.
Paris entdeckt man am besten zu Fuß und in der Innenstadt liegt auch wirklich vieles sehr nah beieinander – daher werde ich euch in der nächsten Zeit zwei empfehlenswerte Spaziergänge für Paris-Einsteiger zeigen (für beide solltet ihr je einen Tag einplanen – wenn ihr alles, was ich im Beitrag erwähne, auch von innen besichtigen wollt, eher zwei Tage). Der erste führt im heutigen Artikel vom Panthéon im Quartier Latin bis ins Viertel Marais am anderen Seine-Ufer. Im zweiten Spaziergang geht es dann in Kürze vom Louvre zum Eiffelturm. Und im dritten Artikel meiner Paris-Serie erwarten euch kulinarische Themen: Ich gebe euch Restauranttipps, berichte von dem Käse-Wein-Pairing, an dem wir in Paris teilgenommen haben, und zeige euch, wo ihr in Paris gut Lebensmittel einkaufen könnt.
Promenades à Paris, Part I: Vom Panthéon ins Marais
Unser Spaziergang beginnt am Panthéon, der “Ruhmeshalle des französischen Volkes”. Das Panthéon liegt mitten im Quartier Latin, einem studentisch geprägten Viertel am linken Seine-Ufer mit Universitäten, netten kleinen Kneipen und vielen auch eher preisgünstigen Restaurants. Im Vergleich zum Rest des Viertels, das für Pariser Verhältnisse einen normalen, nicht übermäßig eleganten Eindruck macht, ist das Panthéon ein sehr monumentales, pompöses Gebäude mit einem Säulenportal im griechisch-römischen Stil und einer weithin sichtbaren Kuppel. Es lohnt sich auf jeden Fall, von außen einige schöne Fotos zu machen.
Wer mehr Zeit mitgebracht hat und die 8 Euro für den Eintritt investieren möchte, kann auch im Panthéon viel entdecken. Das Erdgeschoss wird dominiert von einem Foucaultschen Pendel, das in der Kuppel aufgehängt ist und in seinem Kreisen um diesen Fixpunkt den Nachweis der Erdrotation erbringt. Ich bin seit der Lektüre des Romans “Das Foucaultsche Pendel” von Umberto Eco ganz fasziniert von den Pendeln, und wenn ihr es auch seid, kann ich einen Besuch im Panthéon sehr empfehlen (auch wenn es sich nicht um das in Ecos Roman beschriebene Pendel handelt – dieses befindet sich im Musée des Arts et Métiers, ebenfalls in Paris). Nach dem Rundgang im Erdgeschoss des Panthéon könnt ihr noch in die Crypta hinab steigen, wo sich die Gräber zahlreicher berühmter Franzosen, u.a. von Marie und Pierre Curie, Alexandre Dumas, Victor Hugo, Émile Zola, Jean-Jacques Rousseau und Voltaire, befinden.
Weiter entlang des Boulevard St Michel
Wenn ihr das Panthéon besichtigt bzw. ausreichend Fotos von außen gemacht habt, macht ihr euch am besten auf den Weg die Rue Soufflot hinunter, bis ihr auf den Boulevard St Michel trefft. Für alle, die jetzt Appetit auf leckeres Eis haben, ein kleiner Tipp: In der Rue Soufflot gibt es seit Neuestem eine Filiale von Grom, einer fantastischen Eisdiele, die wir in Rom kennengelernt haben und die nun über eine französische Dependance verfügt (und das beste Pistazieneis der Welt macht – aber auch alle anderen Sorten sind grandios). Wenn ihr Paris im Frühling oder Sommer bereist und das Wetter schön ist, lohnt sich an der Kreuzung Rue Soufflot/Boulevard St Michel auch ein Abstecher in den direkt gegenüberliegenden Jardin du Luxembourg, einen der schönsten Parks von Paris. Da wir bei recht grauem Dezemberwetter in Paris unterwegs waren, haben wir das ausgelassen und uns stattdessen direkt den Boulevard St Michel hinunter in Richtung Seine begeben.
Am Boulevard St Michel passiert ihr auf der rechten Straßenseite zunächst das Hauptgebäude der berühmten Universität Sorbonne, das ebenfalls mit einer hübschen Kuppel aufwartet, wenn auch etwas kleiner als die des Panthéon. Bald darauf kommt ihr am Musée de Cluny (Musée national du Moyen Age), dem Mittelalter-Museum von Paris, vorbei. Dort könnt ihr die Thermes de Cluny, alte römische Badeanlagen aus der Gründungszeit von Paris (damals unter dem Namen Lutetia im römischen Reich gelegen) besichtigen, außerdem die berühmten Wandteppiche “La dame à la licorne” (Die Dame mit dem Einhorn), die – auch wenn sich Wandteppiche an sich jetzt nicht sooooooo spannend anhören – doch sehr beeindruckend sind. Am unteren Ende des Boulevard St Michel seht ihr dann linkerhand noch den stattlichen Brunnen Fontaine St Michel, ebenfalls ein beliebtes Fotomotiv – und für uns damals zu Studentenzeiten abends DER Standard-Treffpunkt, den in den umliegenden Sträßchen gibt es viele relativ günstige Restaurants, Bars und Pubs 😉
Gotisches Meisterwerk auf der Île de la Cité: Sainte-Chapelle
Nun seid ihr am Seine-Ufer angelangt und euch eröffnet sich ein weiter Blick – rechts auf die berühmte Fassade von Notre Dame de Paris und links zum Louvre, dem Grand Palais und – je nach Blickwinkel – sogar bis zum Eiffelturm. Wenn ihr die Seine überquert und direkt weiter geradeaus geht, erwartet euch bald auf der linken Straßenseite der Eingang zur meiner Meinung nach eindrucksvollsten Sehenswürdigkeit der Île de la Cité – der Sainte-Chapelle. Es handelt sich um eine zweistöckige ehemalige Palast-Kapelle (der Gebäudekomplex ringsherum war früher eine königliche Residenz, heute beherbergt er den Justizpalast), die mit ihrer hochgotischen Architektur beeindruckt.
Im unteren Stockwerk wähnt man sich fast schon in 1001 Nacht, denn die untere Kapelle mit ihren Kreuzgewölben und den in dunklem Blau mit goldenen Sternen gehaltenen Decken lässt mich an maurische Architektur denken. Hier werden für mich immer Erinnerungen z.B. an die Alhambra im spanischen Granada wach. Es sieht im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaft aus. Noch toller wird es aber im Obergeschoss, das man über eine kleine, unscheinbare Treppe rechts neben dem Ein-/Ausgang der Sainte-Chapelle erreicht. Auch nach Jahren noch bleibt mir jedes Mal, wenn ich das Obergeschoss der Sainte-Chapelle betrete, erst einmal der Atem weg: Die obere Etage scheint quasi nur aus buntem Glas zu bestehen! Die riesigen und sehr tiefen Kirchenfenster werden nur durch schmale, kaum wahrnehmbare Pfeiler unterbrochen. An der westlichen Wand prangt zudem ein beeindruckend großes Rosetten-Fenster. Insbesondere, wenn die Sonne durch die Fenster scheint, hat man den Eindruck, dass die obere Kathedrale nur aus Licht besteht.
Einen Besuch in der Sainte-Chapelle solltet ihr euch meiner Meinung nach keinesfalls entgehen lassen, auch wenn es mit 11 Euro nicht ganz günstig ist. Meine Empfehlung: Bucht die Tickets online vor, denn damit könnt ihr (innerhalb von drei Tagen zu einem Zeitpunkt eurer Wahl) die Kapelle besuchen und dabei sowohl die Fast Lane bei der Sicherheitskontrolle nutzen als auch an den Warteschlangen am Eingang zur Kapelle vorbei gehen. So spart ihr locker eine Stunde!
Die berühmteste Kirche der Stadt: Notre Dame de Paris
Unweit der Sainte-Chapelle befindet sich auf der Île de la Cité ein weiteres gotisches Meisterwerk – die berühmte Kathedrale Notre Dame de Paris. Bereits von außen ist sie sehr beeindruckend mit ihren Türmen, den großen Rosettenfenstern, den Wasserspeier-Figuren und den Strebepfeilern. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Kathedrale auch einmal komplett von außen zu umrunden, um alle architektonischen Facetten zu sehen. Wenn ihr die Kathedrale von innen besichtigen wollte, kommt ihr leider an den Warteschlangen, die sich auf dem Vorplatz der Kathedrale winden, nicht vorbei – diese entstehen aufgrund der Sicherheitskontrollen, und da der Besuch von Notre Dame kostenlos ist, habt ihr auch nicht die Möglichkeit, sie durch den Vorab-Kauf von Tickets zu umgehen. Es geht aber recht schnell voran.
Drinnen angekommen, beeindruckt die schiere Größe der Kathedrale. Ich empfehle, sich einfach mal mitten ins Kirchenschiff zu stellen, sich nach allen Seiten umzuschauen und das erst einmal auf sich wirken zu lassen. Wenn man dann noch bedenkt, vor wie langer Zeit und mit was für verhältnismäßig primitiven Mitteln die Kathedrale erbaut wurde, ist man nur umso mehr sprachlos. Anschließend lohnt die Umrundung um den Kirchen-Innenraum herum. An den Wänden findet ihr viele kleine Kapellen, die bestimmten Heiligen gewidmet sind. Einige könnten zugegebenermaßen baulich in besserem Zustand sein.
Ein Tipp noch, wenn ihr etwas mehr Zeit mitgebracht habt: Ihr könnt die Türme von Notre Dame besteigen und auch den Gang mit den berühmten Wasserspeiern zwischen den Türmen entlang gehen. Ich halte das für einen der schönsten und beeindruckendsten Ausblicke von Paris, weil man irgendwie “mitten im Geschehen” ist (und nicht so weit oben und entkoppelt von allem wie auf dem Eiffelturm) und weil sich euch wirklich beeindruckende Perspektiven auf die Kathedrale bieten. (Die beiden Fotos stammen von einem Besuch im Juli 2007.)
Eleganz und Understatement: Die Île St Louis
Neben der Île de la Cité gibt es noch eine zweite Insel mitten in der Seine – die Île St Louis. Hier gibt es weniger DIE EINE Sehenswürdigkeit – die ganze Insel beeindruckt mit ihrem ruhigen, aber doch eleganten Flair. Es walzen dort meist keine Touristenströme entlang und es geht alles eine Spur gediegener zu als auf der Île de la Cité. In der Hauptstraße der Île St Louis (die passenderweise Rue St Louis en Île heißt) gibt es einige gute, aber recht hochpreisige Restaurants sowie einige schöne und sehenswerte Lebensmittelgeschäfte, z.B. eine gut sortierte Fromagerie und einen altmodisch eingerichteten Süßigkeiten-Laden.
Außerdem ist die Île St Louis die Heimat des berühmtesten Eises von Paris, das aus dem Hause Berthillon kommt (ob es – nachdem Grom eine Filiale in Paris eröffnet hat – noch das beste Eis von Paris ist, wage ich jetzt mal nicht zu beurteilen ;-)). In der Rue St Louis en Île befindet sich der Stammsitz von Berthillon, wo es immer lange Schlangen am Eisverkauf gibt. Außerdem führen jedoch fast alle Restaurants und Cafés “auf der Insel” das Berthillon-Eis, wenn auch in reduzierter Sortenvielfalt. Besonders empfehlenswert sind meiner Meinung nach das Himbeer-Rosen-Eis und das Cassis-Sorbet. Ein weiterer Laden auf der Insel, der sehr empfehlenswert ist – zumindest, wenn ihr es bunt mögt – ist Pylones. Hier gibt es viele Alltagsgegenstände – vom Geschirr über Stifte und Brillenetuis bis hin zur Haarbürste – in knalligen Farben und verrückten Designs. Zwar bekommt man die Produkte von Pylones mittlerweile auch außerhalb Frankreichs in ausgewählten Läden (etwa in Leipzig im Pylones-Store in der Nikolaistraße und in Dresden bei art+form an der Bautzner Straße), aber die Auswahl in Paris ist noch mal etwas größer.
Am Hôtel de Ville vorbei ins Marais
Wenn ihr gemütlich über die Île St Louis gebummelt seid, könnt ihr über eine der Brücken nun auch noch die zweite Hälfte der Seine überqueren und seid am rechten Seine-Ufer angekommen. Nun könnt ihr am Ufer noch ein Stück zurück in westlicher Richtung wandern, bis ihr am Hôtel de Ville, dem Rathaus von Paris, ankommt – einem wirklich beeindruckenden und aufwändig verzierten Gebäude, ebenfalls im gotischen Stil. Ganz in der Nähe liegt auch das bunte, futuristische, in Paris irgendwie deplatziert wirkende Centre Pompidou, auf das ich in diesem Artikel jedoch nicht weiter eingehe, da wir es uns dieses Mal nicht aus der Nähe angeschaut haben.
Uns zog es stattdessen die Rue des Archives hinauf ins Marais. Das Marais ist eines meiner liebsten Viertel in Paris, da es sich noch viel seiner Ursprünglichkeit erhalten hat und mit kleinen Gässchen, bezaubernden Hinterhöfen, kleinen Galerien und Buchhandlungen sowie netten Restaurants und Bars besticht. Ein Muss sind hier z.B. ein Bummel über die Place des Vosges, einen der schönsten Plätze von Paris, oder ein Falafel-Essen in der von jüdischen Spezialitäten-Läden geprägten Rue de Rosiers. Uns jedoch zog es in die Rue de Bretagne, eine Straße mit vielen sehr schönen Lebensmittelgeschäften. Dort hatten wir eine Verabredung mit Pierre, der sich damit auskennt, wie man Käse reifen lässt und mit welchen Weinen man ihn am besten kombiniert, um ganz neue Geschmackserlebnisse zu kreieren… aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal mehr 🙂
Ich hoffe, euch hat mein Spaziergang durch Paris gefallen und ich freue mich schon, euch bald wieder auf eine Tour durch die französische Hauptstadt mitzunehmen – dann geht es durchs elegante und prunkvolle Paris vom Louvre zum Eiffelturm!
*Alle Empfehlungen in diesem Artikel beruhen auf unseren persönlichen Erfahrungen und sind nicht mit den betreffenden Sehenswürdigkeiten, Geschäften und Restaurants abgesprochen oder von ihnen beeinflusst worden.
Hier geht’s zu den anderen Artikeln meiner Paris-Reihe
[Paris, Teil 2] Spaziergang vom Louvre zum Eiffelturm
[Paris, Teil 3] Restaurantguide & Fooddiary
Kommentare
Lepy Na Prusaki
Paris ist eine tolle Stadt für einen Ausflug. Viele Denkmäler, köstliche Restaurants und die tolle Atmosphäre der Stadt.
Elisabeth
Ach, jetzt hab ich Paris-Sehnsucht! Das Marais ist mein liebster Stadtteil und am liebsten mag ich den Place des Vosges
Kirsten
antwortet Elisabeth
Liebe Elisabeth, kann ich total gut verstehen, von Paris-Sehnsucht werde ich quasi ständig geplagt :-) Ich liebe auch das Marais und vor allem die Place des […] weiterlesenLiebe Elisabeth, kann ich total gut verstehen, von Paris-Sehnsucht werde ich quasi ständig geplagt :-) Ich liebe auch das Marais und vor allem die Place des Vosges ganz besonders. Viele schwärmen ja am allermeisten von Montmartre, und da ist es ja auch schön, aber wenn ich mich entscheiden muss, bin ich eindeutig Team Marais! Jetzt, wo der Blog fertig ist, kann ich mich endlich wieder dem Schreiben widmen und da kommen demnächst noch zwei Beiträge über Paris. Mal schauen, ob du spätestens dann eine Reise planst :-) Liebe Grüße, Kirsten zusammenfassen