Wintergemüse hat ja häufig immer noch den Ruf, ein bisschen fade und langweilig zu sein – ganz besonders gilt das für den guten alten Weißkohl. Träge liegen die großen Kohlköpfe in den Auslagen der Supermärkte oder auf den Wochenmärkten, ganz so, als ob sie sich monatelang nicht bewegen und nie jemand zugreifen würde. Der Weißkohl steht immer noch eher für dumpfen Kohlgeruch und altmodische Küche. Und auch ich muss sagen, dass ich häufig davor zurückschrecke, einen Weißkohl zu kaufen – denn so ein Kohlkopf ist wirklich ganz schön groß, selten braucht man für ein Gericht mehr als einen halben Kohl, und was passiert dann mit dem Rest?
Letzte Woche habe ich aber doch mal wieder beim Weißkohl zugegriffen. Krautnudeln, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne und liebe, standen auf dem Speiseplan (das Rezept dafür ist eher was aus der Kategorie Guilty Pleasure: Es besteht aus nicht viel mehr als lange geschmortem Kohl, Nudeln, gebratener Jagdwurst und Ketchup…). Mit dem übrigen Stück Weißkohl wollte ich etwas Gesünderes und Frischeres anstellen, und raus kam dieser gebrühte Krautsalat nach Rezept aus Deutschland vegetarisch, immer noch einem meiner liebsten Kochbücher. Durch das Übergießen mit einem heißen Gemisch aus Brühe, Apfelsaft, Essig und Gewürzen wird der Kohl schön zart, richtig würzig und auch gut bekömmlich.
Kümmel ist zwar auch im Spiel, aber durch den Apfelsaft und die Apfelstückchen bekommt der Salat einen frischen, “moderneren” Geschmack. Getoppt wird er dann mit gerösteten Nüssen oder Kernen – ich habe mich für Kürbiskerne entschieden, aber Haselnüsse oder Walnüsse (beides grob gehackt) würden auch sehr gut passen. Und da sag’ noch mal einer, Wintergemüse wäre langweilig und freudlos…
für vier Personen als Beilage zum Hauptgericht oder zu belegten Broten
600g zarter Weißkohl oder Spitzkohl
Salz, Pfeffer aus der Mühle
1 säuerlicher Apfel
150 ml Gemüsebrühe (bei mir aus selbstgemachtem Brühpulver)
100 ml Apfelsaft
3 – 4 EL Apfelessig
1 EL Zucker
1/2 TL gemahlener Kümmel
80g Nüsse oder Kerne (z.B. Walnüsse, Haselnüsse, Kürbiskerne)
6 EL Sonnenblumenöl
wenn vorhanden: 1 TL Nussöl (bei mir Walnussöl)
Kohlstrunk kegelförmig herausschneiden. Kohl in feine Streifen schneiden und in einer großen Schüssel mit 1/2 TL Salz mischen. Kräftig durchkneten, bis der Kohl weich ist und glänzt.
Apfel waschen, entkernen, zunächst in Achtel und dann in dünne Scheiben schneiden. Brühe mit Apfelsaft, Essig, Zucker und Kümmel aufkochen, mit Salz und Pfeffer würzen und kochend heiß über den Kohl gießen. Apfelstücke unterrühren und alles erkalten lassen.
Nüsse oder Kerne ggf. grob hacken (entfällt bei den Kürbiskernen) und in einer Pfanne ohne Fett anrösten, bis sie leicht bräunen und zu duften beginnen. Leicht abkühlen lassen und zusammen mit dem Öl unter den Salat mischen. Salat vor dem Servieren ggf. noch einmal mit Salz, Pfeffer, Essig und Zucker abschmecken.
Quelle
Stevan Paul, Katharina Seiser: Deutschland vegetarisch
Kommentare
Diana
Ich habe noch nie gebrühter Krautsalat mit Apfel gegessen. Klingt interessant, aber ich glaube ich bleibe lieber bei dem rohen Krautsalat :) LG, Diana
Kirsten
antwortet Diana
Liebe Diana, na ja, der "gebrühte" Krautsalat ist im Grunde genommen auch noch roh. Das Kraut wird ja selbst nicht erhitzt, sondern nur mit der heißen […] weiterlesenLiebe Diana, na ja, der "gebrühte" Krautsalat ist im Grunde genommen auch noch roh. Das Kraut wird ja selbst nicht erhitzt, sondern nur mit der heißen Flüssigkeit übergossen, dadurch wird es maximal lauwarm. Ich fand, dass es gar nicht so viel anders schmeckte als "roher" Krautsalat, es soll durch das Durchziehen mit der warmen Flüssigkeit eigentlich nur bekömmlicher werden. Aber so oder so, Krautsalat ist auf jeden Fall was Feines :-) Liebe Grüße, Kirsten zusammenfassen